In meinen ersten Jahren als Selbstständige habe ich Netzwerken mit Vertrieb, Visitenkarten und flachen Gesprächen bei Sekt und Schnittchen verbunden. Nichts, was mich weitergebracht hätte. Dabei war es genau mein Netzwerk, das mir damals ungewollt den Einstieg in die Selbstständigkeit ermöglicht hat.
Warum ich das viele Jahre nicht erkannt habe, welche Fehlversuche ich gemacht habe und wie ich schließlich die richtigen Netzwerke gefunden habe: darum geht es in diesem Artikel. Vielleicht erkennst du dich ja wieder.
Dieser Artikel ist mein Beitrag zu meiner Blogparade: Aufruf zur Blogparade: Hätte ich das früher gewusst … Learnings aus meiner Selbstständigkeit
Nimm gerne noch bis zum 22. Juni 2025 teil.
Früher dachte ich, Netzwerken sei nur was für Vertriebler:innen
Wenn ich erzähle, dass ich mich eher ausersehen selbstständig gemacht habe, sorgt das immer für neugierige Nachfragen. Aber so war es. Die Firma, in der ich nach meiner Ausbildung angestellt war und deren Produktion ich geleitet habe, musste sich von allen Mitarbeitenden trennen. Es war Mitten in einer Wirtschaftskrise und an Werbung wird immer zuerst gespart. Unsere Kund:innen hatten damals ähnliche Probleme und keine Idee, wie es weiter gehen könnte. Ein paar davon fragten mich allerdings, ob ich mir vorstellen könnte, als freie Mitarbeiterin bei ihnen anzufangen. Das war großartig und im Ergebnis genau meins. Ein bisschen Kund:innenkontakt, Projektleitung, Druckvorbereitung, kreatives Freidenken und Reinzeichnung. Abwechslung pur mit vielen verschiedenen Menschen. Mein Netzwerk hatte es mir ermöglicht mich selbstständig zu machen. Einfach so, von heute auf morgen und ohne Plan.
Das habe ich damals allerdings nicht verstanden.
Ein guter Freund arbeitete damals für eine Versicherung und war häufig abends unterwegs, traf sich mit Kund:innen, war im Schützenverein und hatte überall seine Finger im Spiel. Er kannte und kennt wirklich jeden. Das war für mich Netzwerken. Versicherungen verkaufen.
Dann gründete ich mit einer Kollegin zusammen 2012 „Schusterjunge Waisenkind“, unsere eigene kleine Werbeagentur. Diesmal mit einem Businessplan und vielen guten Ideen. In dem Moment, in dem wir das publik machten, bekamen wir Anrufe und Nachrichten von allen möglichen Menschen. Wieder waren es Versicherungsmakler, die als erstes versuchten uns in ihr Netz zu ziehen. Dann versuchte ich über Treffen der IHK Verbindungen aufzubauen. Da waren tatsächlich ein paar leckere Veranstaltungen dabei. Die IHK hat sich immer ums leibliche Wohl gesorgt. Doch auch hier waren es zum größten Teil Vertreiber:innen, die an den Veranstaltungen teilnahmen. Immerhin gab es nicht nur Versicherungen, sondern auch andere Dinge, die vor allem Männer an irgendwen bringen wollten. An wen genau, war uninteressant.
Mein ganz persönliches Highlight der schlimmsten aller schlimmen Veranstaltungen war ein Unternehmerfrauen-Treffen. Ich dachte: „Cool, mal ein Treffen auf dem nur Frauen sind. Ich habe inzwischen auch genug Versicherungen und fände echte Beziehungen besser.“ Klarer Fall von falsch gedacht. Es war ein Treffen von Ehefrauen von Unternehmern. Das hätte man sich aus dem Titel auch erschließen können. Bei diesem Treffen ging es wirklich nur um „Mein Haus, mein Mann, meine Kinder“. Noch schlimmer als auf allen Veranstaltungen zuvor. Diese Damen definierten sich fast ausschließlich über ihr Aussehen, ihre Kleidung und die Erfolge ihrer Männer. Ich habe mich mit meinen Ideen und Gedanken weder davor noch danach jemals so fehl am Platz gefühlt.
Es folgten Jahre in denen ich Netzwerkveranstaltungen mied, wie der Teufel das Weihwasser.

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Mein Aha-Moment: Als Netzwerken plötzlich Sinn ergab
Die gemeinsame Agentur hat es nicht lange gegeben. Ein knappes halbes Jahr nach ihrer Gründung ist meine Kollegin ausgestiegen, und ich habe sie allein weitergeführt. Mein einziges Zusammentreffen mit Netzwerken war in dieser Zeit ein Fotograf, der Mitglied im BNI war und versuchte mich anzuwerben. Allein die Idee, sich am frühen Morgen zu treffen, um sich auszutauschen, schien mir komplett abwegig.
Meine Mitarbeiterin wurde Mutter und meine Auszubildende beendete ihre Ausbildung. Das war meine Gelegenheit, allein weiterzumachen. Die Zeit mit der Agentur möchte ich nicht missen. Dabei habe ich viel gelernt. Trotzdem hatte ich das dringende Bedürfnis, zu arbeiten und wieder weniger Bürokram zu machen.
Inzwischen war Facebook groß geworden und ich bin dort auf ein Netzwerk gestoßen, in dem ich bis heute aktiv bin: die MomPreneurs*. In der Gruppe war ich schon länger, seit Ende 2014. Es war immer ganz nett zu sehen, was die anderen so machen und ein bisschen Werbung für sich selbst zu machen. Ende 2018, ich war gerade wieder allein unterwegs und suchte meinen Platz in der Welt der Selbstständigen, machte Esther Eisenhardt, die Gründerin der MomPreneurs* eine einwöchige Challenge. Was das Thema war, weiß ich nicht mehr. Auf mich wirkte das Ganze auch damals sehr ziellos. Für mich war es dennoch das erste rundum positive Erlebnis in einem Netzwerk. Da waren Frauen, die auch Mütter waren und dabei selbstständig. Dieses Gefühl, dass es andere Menschen mit ähnlichen Sorgen und Herausforderungen gab, die gemeinsam nach Lösungen suchten, war großartig. Plötzlich fiel es mir viel leichter, die ganzen Anfeindungen zu ignorieren, die mir jeden Tag begegneten.
Inzwischen sind die MomPreneurs* unter der Leitung von Kerstin Mader für mich zu einem Netzwerk gewachsen, auf das ich nicht mehr verzichten will. Der Austausch mit den anderen ist oft hilfreich und gewinnbringend. Dabei herrscht das Verständnis vor, dass es nicht primär ums Verkaufen geht, sondern wirklich um Austausch.
Neben den MomPreneurs* bin ich auch Teil der Content Society. Dort bin ich schon auf interessante Menschen und ihre Blogs getroffen. Da es hier ums Bloggen geht, sind längst nicht alle selbstständig, aber viele. Diese Gemeinschaft ist wesentlich größer und man muss lauter sein, um aufzufallen. Oder einfach still und heimlich sein Ding durchziehen und trotzdem bemerkt werden. Es macht genauso viel Spaß, aber auf andere Art.

Netzwerken für Selbstständige: 5 Dinge, die ich gern früher gewusst hätte
- Nicht jedes Netzwerk passt und das ist auch völlig in Ordnung
Ich dachte lange, Netzwerken heißt, überall dabei zu sein. Heute weiß ich: Ein gutes Netzwerk passt zu deinen Werten, deinem Tempo und deiner Persönlichkeit. Lieber klein und stimmig als groß und beliebig. - Beziehungen entstehen durch Dranbleiben
Ein einzelnes kurzes Gespräch ist selten der Beginn von etwas Großem. Erst, wenn man sich wieder begegnet, miteinander arbeitet oder sich gegenseitig empfiehlt, entsteht echtes Vertrauen. Kontinuität schlägt Visitenkartenhopping. - Geben kommt vor Nehmen
Wer ehrlich interessiert ist, Fragen stellt, hilft und teilt, wird langfristig empfohlen. Gute Netzwerke entstehen aus echtem Miteinander und nicht aus reinen Verkaufsveranstaltungen. - Netzwerken geht auch leise
Ich dachte früher, man muss besonders laut, extrovertiert und ständig präsent sein. Heute weiß ich: Auch stille, klare Präsenz wirkt, vor allem, wenn sie authentisch ist. Sichtbarkeit kann viele Formen haben. - Netzwerke verändern alles
Kund:innen, Kooperationen, Empfehlungen, Freundschaften: Das alles ist durch Netzwerke entstanden, die ich mir früher nicht zugetraut hätte. Und plötzlich war da jemand, der mich empfohlen hat.
Fazit: Netzwerken lohnt sich – aber nicht um jeden Preis
Auf den Veranstaltungen in den Anfängen meiner Selbstständigkeit hatte ich ständig das Gefühl, mich verbiegen zu müssen. Es war alles viel Schein und wenig Inhalt. Solche Nummern gibt es immer noch und ab und an gerate auch ich darein. Heute bin ich nur konsequenter. Früher hätte ich mich nie getraut, einfach zu gehen, wenn ich merke, es geht nur ums Verkaufen. Es lohnt sich aber auch, solche Erfahrungen zu machen.
Manchmal braucht es einige Versuche, das richtige Netzwerk für sich zu finden. Die Ideen des BNI haben für viele ihren Sinn und einige auch aus meinem Umfeld sehr viel weiter gebracht. Nur weil es für mich nichts ist, heißt das nicht, dass es Dich nicht glücklich machen kann. Gleiches gilt bestimmt auch für die MomPreneurs* oder die Content Society. Auch diese beiden Gemeinschaften passen nicht zu allen. Da hilft nur zu Treffen zu gehen, sich die Menschen auszuschauen und sich auf sie einzulassen. Und dann ehrlich zu sich selbst sein. Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Teile sie gerne mit mir.
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